Kleine afrikanische Buntbarsche aus dem Tanganjika-See
Lamprologus speciosus
Dieser kleine Schneckencichlide sieht einer anderen Art, dem Lamprologus ocellatus, recht ähnlich. Auf Englisch wird er daher auch „Black ocellatus“ genannt. Lamprologus speciosus und Lamprologus ocellatus bilden gemeinsam mit Neolamprologus meleagris eine Gruppe von drei Arten, deren Verhalten und deren Haltungsbedingungen im Aquarium sich nahezu gleichen. Alle drei sind Haremsbrüter, die im Aquarium auch paarweise gepflegt werden können.
Der Namensbestandteil „speciosus“ bedeutet auf Latein „wohlgestaltet“, „schön“ oder „glänzend“. Dem entspräche also der deutsche Name „Wohlgestalteter Schneckenbuntbarsch“, dieser wird jedoch kaum verwendet. Auch der Name „Weißgebänderter Schneckenbuntbarsch“ taucht selten auf.
Die Art wurde relativ spät, nämlich erst im Jahr 1991, von Büscher wissenschaftlich beschrieben. Ihr Vorkommen in der Natur ist auf einen etwa 60 Kilometer langen Uferabschnitt im südwestlichen Teil des Tanganjikasees beschränkt, wo die Fische in Wassertiefen von 5 bis 40 Metern leben.
Aussehen und Größe
Die Männchen von Lamprologus speciosus werden etwa 6 Zentimeter groß, die Weibchen bleiben mit 4 Zentimetern sichtbar kleiner. Büscher berichtete 1996 von einer besonders klein bleibenden Population, die nur eine Größe von etwa 3 Zentimetern erreichte. Diese lebte isoliert in einem Teil des Sees, in dem es keine Gehäuse der Neothauma-Schnecke gab. Statt dessen suchten die Fische in den Gehäusen von Lavigeria grandis Schutz. Als Büscher adulte Tiere dieser Population in ein Aquarium mit Neothauma-Gehäusen übersiedelte, erreichten nach einiger Zeit fast alle ihre normale Größe. Der Zwergenwuchs war also nicht genetisch bedingt, sondern kann als Resultat von Umwelteinflüssen gelten.
In diesem Video sind die schimmernden Flanken des Fisches sehr deutlich zu sehen.
Die Tiere weisen einen braunen Grundton auf. Ihr Rücken ist schokoladenfarben bis schwarz ist, also deutlich dunkler als der hellbraune Bauch. Wie bei allen Schneckenbarschen des Tanganjikasees besitzt Lamprologus speciosus einen seitlich abgeflachten Körperbau. In der Bauchregion schimmert er violett bis hellblau, glänzende Schuppen in der selben Farbe ziehen sich über den gesamten unteren Teil der Seiten. Der Farbton der Tiere changiert je nach Stimmung. Wenn sie gereizt sind, färben sie sich am ganzen Körper deutlich dunkler. Auf den Kiemendeckeln befinden sich blau schimmernde Scheinaugen. Ihre echten Augen sind groß, man könnte sie fast als Glupschaugen bezeichnen.
Von ähnlichen Arten lassen sie sich am besten durch den charakteristischen schwarz-weißen Flossensaum ihrer unpaarigen Flossen unterscheiden. Dieser fehlt Arten wie Lamprologus ocellatus, Lamprologus meleagris und Neolamprologus wauthioni.
Verhalten
Jedes der Tiere bewohnt ein Schneckenhaus. Die Weibchen halten sich meistens in unmittelbarer Nähe ihres Schneckenhauses auf. Die Männchen hingegen entfernen sich häufig weiter von ihrem Schneckenhaus. Es wurde auch beobachtet, dass sie gar kein bevorzugtes Schneckenhaus haben.
Die Fische vergraben ihre Schneckenhäuser bis auf die Öffnung im Sand. Dabei gehen sie ähnlich vor wie Neolamprologus brevis. Das Vergraben der Gehäuse kann man grob in drei Schritten zusammenfassen: Zuerst wird der Sand um das Schneckenhaus herum abgetragen. Das so freigelegte Häuschen wird dann in die richtige Position gebracht. Schließlich wird um das Schneckenhaus herum wieder Sand aufgehäuft, bis es fast vollständig bedeckt ist.
Bei der Verteidigung ihres Reviers zeigen diese Fischlein eine beeindruckende Energie, die in scheinbarem Widerspruch zu ihrer Größe steht. Es kommt allerdings selten zu echten Auseinandersetzungen. Meistens reichen Drohgebärden aus. Mit gesenktem Kopf, abgespreizten Flossen und aufgestellten, scheinaugenbewehrten Kiemendeckeln werden alle Eindringlinge angeschwommen. Meistens reicht das, um sie zum Rückzug zu bewegen. Während Neolamprologus multifasciatus bei der Verteidigung ihres Reviers sozusagen den Luftraum mit einschließen und auch Fische verjagen, die sich in der Mitte oder an der Wasseroberfläche bewegen, betrachtet ein Lamprologus speciosus vor allem den Bodengrund als seinen — Fische, die sich weiter oberhalb bewegen, kommen in der Regel unbehelligt davon.
Haltung
Da Lamprologus speciosus stark revierbildend ist, sollten die Fische nicht in zu kleinen Aquarien gehalten werden. Mindestens 60 Zentimeter breit sollte das Becken schon sein. In einem so kleinem Aquarium sollte man allerdings nur ein Paar einsetzen. Erst bei einem deutlich größerem Aquarium ist an die Haremshaltung zu denken, dann kann man ein Männchen mit mehreren Weibchen halten.
Manche Aquarianer haben auch erfolgreich mehrere Paare Lamprologus speciosus in einem Becken. Wenn das gut gehen soll, ist unbedingt darauf zu achten, dass das Becken groß genug ist. Denn vor allem die Männchen können sich erbitterte Revierkämpfe liefern. Wenn nicht genug Ausweichmöglichkeiten geboten werden, kann es dabei zu Verletzungen und sogar zum Tod der Tiere kommen. Es mag sein, dass es einfacher ist, mehrere Männchen im selben Becken zu halten, wenn die Tiere von klein an aneinander gewöhnt sind.
Wenn die Ansprüche an eine artgerechte Haltung erfüllt werden, sind Lamprologus speciosus unkomplizierte Beckenbewohner. Ein ausreichend großes Aquarium, heller, feiner Sand und genügend Schneckenhäuser sind die wichtigsten Grundbedingungen. Natürlich sollten die Wasserwerte stimmen, also wie bei allen Schneckenbuntbarschen ungefähr denen des Tanganjika-Sees entsprechen. Hartes Wasser mit einem hohen pH-Wert ist gefragt.
Wer in Regionen mit weichem Wasser lebt, sollte darüber nachdenken, sein Leitungswasser aufzuhärten. Tiere, die seit Generationen bei uns gezüchtet werden, sind allerdings an heimische Wasserwerte gewöhnt und kommen mit dem Leitungswasser in Deutschland gut zurecht — sofern man nicht in einer Gegend wohnt, in der ausgesprochenes Weichwasser aus dem Hahn fließt.
Apropos Wasser: Das Wasser des Tanganjika-Sees ist extrem klar und bakterienarm. Um seinen Schneckenbuntbarschen eine vergleichbare Wasserqualität bieten zu können, sollte man auf regelmäßige Wasserwechsel und eine großzügig dimensionierte Filterung des Aquariums achten. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass die meisten Schneckenbuntbarsch-Aquarien Sand und Schneckenhauswüsten mit keiner oder nur karger Bepflanzung sind und auch sein sollen. Ohne Pflanzen fällt ein wichtiger Faktor für den Abbau der Stoffwechselprodukte weg, das müssen die Filterbakterien und gegebenenfalls der Aquarianer kompensieren.
Bei der Fütterung gilt, genauso wie bei den meisten anderen Aquarienfischen, der Stehsatz: „Das beste Futter ist Abwechslung.“ Dabei sollte man berücksichtigen, dass Schneckenbuntbarsche sich karnivor ernähren und entsprechend bevorzugt Futtermittel mit einem hohen Anteil von tierischen Rohstoffen einsetzen. Ein paar geeignete Futtersorten werden auf der Unterseite über Futter für Schneckenbuntbarsche beschrieben.
Wer einmal erlebt hat, wie viel Leben in die Tiere kommt, wenn sie Lebendfutter wie Artemia oder Wasserflöhen nachstellen, wird verstehen, wie sehr das Aufstöbern von kleinen Futtertieren zum natürlichen Verhaltensspektrum der Tiere gehört — und ihnen zumindest dann und wann diesen anregenden Zeitvertreib gönnen. Hunden wirft man ja auch das Stöckchen.
Zucht
Vor der Balz verfärbt sich der Rücken des Weibchens gelblich. Die Eiablage erfolgt im Schneckenhaus des Weibchens. Während der Brutzeit steht das Weibchen dann vor ihrem Schneckenhaus und ist damit beschäftigt, durch Flossenfächeln und Ein- und Ausschwimmen das Gelege mit frischem Wasser zu versorgen. Vom Männchen wird es durch die Verteidigung des Reviers unterstützt — die Arbeitsaufteilung hat also eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Menschen in patriarchalen Gesellschaften. Im Gegensatz zu Menschen, bei denen die Gesellschaftsstruktur durch Sozialisation weitergegeben wird und geändert werden kann, ist dieses Verhalten bei den Fischen allerdings genetisch determiniert.
Nach ungefähr 10 Tagen tauchen dann die ersten Jungfische auf. Sie sind winzig und bewegen sich anfangs eher hüpfend als schwimmend voran. Wenn sie zum ersten Mal das heimische Schneckenhaus verlassen, kann man beginnen, sie mit Artemia-Nauplien und feinstem Flockenfutter zu füttern. Sie zeigen zu diesem Zeitpunkt zwar noch Reste des Dottersacks, aber der ist bald aufgebraucht.
Bei Gefahr schwimmen die Kleinen blitzschnell in das heimische Schneckenhaus zurück. Wenn sie etwas größer sind, nimmt diese Bindung an das Schneckenhaus der Mutter ab und sie flüchten einfach in das nächste leere Schneckenhaus. Wenn sie schließlich so groß sind, dass sie die freien Schneckenhäuser unter sich aufteilen und gegeneinander verteidigen, beginnt die Mutter, sie aus ihrem Revier zu verjagen. Dann werden sie schön langsam zu groß für das Aquarium ihrer Eltern. Um bösartige Revierstreitigkeiten zu vermeiden, sollte man sie anderswo unterbringen.
ich bin Andreas und habe diese Website gemacht. Meine neue Seite heißt Nano Aquarium Tipps. Dort dreht sich alles um kleine Aquarien. Es würde mich freuen, wenn du mal reinschaust!