Kleine afrikanische Buntbarsche aus dem Tanganjika-See

Neolamprologus brevis

Am Anfang stand ein Irr­tum. Als Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis, der Gebän­der­te Schne­cken­bunt­barsch, im Jahr 1979 zum ers­ten Mal nach Deutsch­land impor­tiert wur­de, gelang es ein­fach nicht, die­sen Fisch zu züch­ten. 1982 stell­te jedoch Heinz H. Büscher fest, dass die Fisch­fän­ger in Sam­bia immer einen Fisch aus jeweils einem Schne­cken­haus klopf­ten und das ver­meint­lich lee­re Gehäu­se dann in den Tan­gan­ji­ka­see zurück­war­fen. Die Gehäu­se, die wie­der im See lan­de­ten, waren aber nicht leer!

Was damals noch nie­mand wuss­te: Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis bewohnt paar­wei­se ein Schne­cken­haus, anders als ande­re Schne­cken­bunt­bar­sche wie Neo­lam­pro­lo­gus mul­ti­fa­scia­tus oder Neo­lam­pro­lo­gus simi­lis, bei denen jeweils ein Tier ein Schne­cken­haus für sich hat. Das klei­ne­re Weib­chen von Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis zieht sich dabei tief in das Gewin­de des Schne­cken­hau­ses zurück, wäh­rend das grö­ße­re Männ­chen nahe der Öff­nung bleibt. Die Fisch­fän­ger war­fen also mit den leer geglaub­ten Schne­cken­häu­sern alle Weib­chen in den See zurück. Da folg­lich nur Männ­chen impor­tiert wur­den, konn­te die Ver­meh­rung im Aqua­ri­um nicht gelingen.

Aussehen, Geschlechtsdimorphismus und Standortvarianten

Bre­vis“, das ist das latei­ni­sche Wort für „kurz“. Bei der Namens­ge­bung lies man sich also vom gedrun­ge­nen Äuße­ren des klei­nen Fisches inspi­rie­ren. Die­ser klei­ne Schne­cken­bunt­barsch hat eine eher unschein­ba­re, beige-bräun­li­che Grund­fär­bung. Der Kör­per weist eine senk­rech­te Strei­fung auf, die durch­schnitt­lich acht Strei­fen schim­mern bläu­lich-weiß. Die­se Strei­fen set­zen sich an den unpaa­ren Flos­sen fort. Auch die gro­ßen Augen von Neo­lam­pro­lo­gus wei­sen einen bläu­li­chen Glanz auf.

Foto von Neolamprologus brevis
Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis, Quel­le: Flickr / Matthew Deigh­ton, Lizenz: Crea­ti­ve Commons

Der Geschschlechts­di­mor­phis­mus ist nur schwach aus­ge­prägt, Männ­chen und Weib­chen kann man vor allem an ihrer Grö­ße unter­schei­den. Da die Weib­chen sich tie­fer in die Schne­cken­häu­ser zurück­zie­hen, blei­ben sie deut­lich klei­ner. Sie errei­chen nur 3,5 bis 4 Zen­ti­me­ter, wäh­rend Männ­chen 6 bis 6,5 Zen­ti­me­ter groß wer­den kön­nen. Die männ­li­chen Tie­re zei­gen all­ge­mein kräf­ti­ge­re Far­ben, vor allem an den Flos­sen­säu­men und der Strei­fung. Auch der Kie­men­de­ckel­fleck und der Wan­gen­strich sind inten­si­ver gefärbt. Sie haben ein höhe­res Kör­per­pro­fil und eine stei­le­re Stirn. Die Weib­chen sind blas­ser gestreift, manch­mal sind die Strei­fen nur bei genau­em Hin­se­hen erkenn­bar. Ihr Bauch­pro­fil ist stär­ker betont. Dass sie laich­be­reit sind zeigt sich gele­gent­lich an einer gelb­li­chen Fär­bung des Bauches.

Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis ist im gan­zen Tan­gan­ji­ka­see ver­brei­tet und die ein­zel­nen Popu­la­tio­nen haben unter­schied­li­che Stand­ort­va­ri­an­ten ent­wi­ckelt, die sich vor allem durch ihre Fär­bung unter­schei­den. Bei Fischen aus Burun­di ist bei­spiels­wei­se die Strei­fung gut aus­ge­prägt, sie haben aber kei­nen Kopf­fleck. Die­ser ist hin­ge­gen bei Tie­ren aus Tan­sa­nia gut erkenn­bar, wäh­rend man bei Fische aus Zai­re kaum sicht­ba­re Strei­fen erken­nen kann.

Verhalten

Im Nor­mal­fall bewoh­nen Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis paar­wei­se ein Schne­cken­haus. In der Natur ist das ein lee­res Gehäu­se der Neot­hau­ma-Schne­cke, im Aqua­ri­um müs­sen sie meis­tens mit ande­ren Schne­cken­häu­sern wie dem der Wein­berg­schne­cke oder auch den Häu­sern der Apfel­schne­cke vor­lieb neh­men. Wenn aus­rei­chend Schne­cken­häu­ser vor­han­den sind, kann es jedoch vor­kom­men, dass jedes Tier ein­zeln ein Schne­cken­haus bewohnt. Das Schne­cken­haus wird dabei so tief im Sand ver­gra­ben, dass nur noch der Aus­gang sicht­bar ist.

So klein die Fische sind: Sie sind kräf­tig genug, ein Schne­cken­haus in eine bestimm­te Lage zu brin­gen. Mit ihrem Maul tra­gen sie den Boden­grund unter und neben dem Schne­cken­haus ab, bis eine Mul­de ent­steht. Wenn sie das Schne­cken­haus dar­in in die rich­ti­ge Posi­ti­on gebracht haben, wird der Sand rings­um mit schie­ben­den und rüt­teln­den Bewe­gun­gen wie­der auf­ge­füllt. Wenn das Haus bis auf den Aus­gang ver­gra­ben ist, wird die­ser immer wie­der gerei­nigt, so dass die Schne­cken­bunt­bar­sche bei Gefahr im Ver­zug jeder­zeit blitz­schnell dar­in ver­schwin­den kön­nen. In frei­er Wild­bahn wur­de beob­ach­tet, dass der Gehäu­se­aus­gang ent­ge­gen der Rich­tung des Was­ser­stroms posi­tio­niert wird, um die Jung­fi­sche mit immer frisch anflu­ten­dem Plank­ton ver­sor­gen zu können.

Foto von Neolamprologus brevis und Schneckenhaus
Ein Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis über sei­nem Schne­cken­haus, Quel­le: Flickr / Matthew Deigh­ton, Lizenz: Crea­ti­ve Commons

Haltung

Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis kann genau­so unkom­pli­ziert gep­felgt wer­den wie die meis­ten ande­ren Schne­cken­bunt­bar­sche. Er soll­te nicht in Kolo­nien gehal­ten wer­den, son­dern paar­wei­se in Aqua­ri­en ab 50 Liter Was­ser­in­halt. In genü­gen gro­ßen Becken kön­nen auch meh­re­re Paa­re gehal­ten wer­den. Dabei ist das Becken­vo­lu­men bei die­sen boden­ori­en­tier­ten Fischen weni­ger aus­schlag­ge­bend als die zur Ver­fü­gung ste­hen­de Grundfläche.

Die Ein­rich­tung des Aqua­ri­ums kann schne­cken­bunt­barsch­ty­pisch ein­fach gehal­ten wer­den. Aus­rei­chend Schne­cken­häu­ser und eine dicke Lage fei­ner Sand, das ist für die Fische völ­lig aus­rei­chend. Pflan­zen und Stei­ne die­nen gege­be­nen­falls als opti­sche Bar­rie­re, um ihnen Rück­zugs­mög­lich­kei­ten zu bie­ten, aber vor allem als Deko­ra­ti­on für die mensch­li­chen Betrach­ter. Im Grun­de brau­chen Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis sie nicht. Schließ­lich leben sie im Tan­gan­ji­ka­see im Sand­li­to­ral und in Tie­fen von 6 bis unter­halb von 50 Metern — also durch­aus auch in Tie­fen, in denen kei­ne Unter­was­ser­ve­ge­ta­ti­on mehr gedeiht.

Auch die Hal­tung in Tan­gan­ji­ka-Gesell­schafts­be­cken ist mög­lich. Dabei soll­te aber bedacht wer­den, dass die revier­bil­den­den Männ­chen recht streit­bar sind, wenn es um die Ver­tei­di­gung ihres Reviers geht. Mit ande­ren Schne­cken­bunt­bar­schen und Boden­grund­fi­schen soll­te man sie also nur ver­ge­sell­schaf­ten, wenn wirk­lich genug Platz für alle zur Ver­fü­gung steht. Auch bei der Ver­ge­sell­schaf­tung mit Frei­was­ser­fi­schen soll­te der Besatz nicht zu dicht geplant werden.

Als Fut­ter eig­nen sich vor allem Arte­mia, aber auch ande­re klei­ne Lebend­fut­ter­ar­ten wie Cyclops, Daphni­en und Mücken­lar­ven. Auch Tro­cken­fut­ter wird ange­nom­men. In der Natur ernäh­ren sich Schne­cken­bunt­bar­sche von fei­nem Plank­ton, das kon­ti­nu­ier­lich mit der Strö­mung an ihnen vor­bei­ge­spült wird. Einer natur­na­hen Ernäh­rung von Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis im Aqua­ri­um wür­de es daher ent­spre­chen, mehr­mals täg­lich klei­ne Men­gen von Lebend­fut­ter zu ver­ab­rei­chen. In der Pra­xis kön­nen die Fische aber auch erfolg­reich mit Tro­cken­fut­ter ernährt wer­den, das ein- bis zwei­mal täg­lich ver­ab­reicht wird. Zumin­dest ab und zu soll­te man den Fischen jedoch Lebend­fut­ter gön­nen, um ihre natür­li­chen Instink­te anzu­re­gen. Mehr über geeig­ne­te Fut­ter­sor­ten kann man auf der Unter­sei­te über die Ernäh­rung von Schne­cken­bun­t­ar­schen lesen.

Zucht

Im Arta­qua­ri­um gelingt die Ver­meh­rung von Neo­lam­pro­lo­gus bre­vis recht ein­fach. Har­mo­ni­sie­ren­de Paa­re lai­chen regel­mä­ßig ab. Die Jung­fi­sche soll­ten mit Arte­mia-Nau­pli­en gefüt­tert wer­den, sobald sie das elter­li­che Schne­cken­haus ver­las­sen haben, spä­ter auch mit grö­ße­ren Leben­fut­ter­sor­ten. Da die Eltern ihrem Nach­wuchs nicht nach­stel­len, kann man die Jung­fi­sche bis zu einer gewis­sen Grö­ße mit dem Zucht­paar im sel­ben Becken lassen.

Nach einer kur­zen Balz lai­chen die Fische ab. Das Weib­chen legt dabei etwa 15 bis 30 Eier in die Gewin­de des Schne­cken­hau­ses, wäh­rend das Weib­chen sein Sper­ma über der Gehäu­se­öff­nung abson­dert. Wenn das Weib­chen her­aus­schwimmt, ent­steht ein Sog im Was­ser, durch den das Sper­ma in das Gehäu­se trans­por­tiert wird, so dass eine Befruch­tung der Eier erfol­gen kann.

Die Jung­fi­sche schlüp­fen nach etwa zwei Tagen. So lan­ge sie im Schne­cken­haus blei­ben, sorgt die Mut­ter dafür, dass genü­gend fri­sches Was­ser und damit kleins­te Was­ser­or­ga­nis­men als Nah­rung für ihre Kin­der in das Gehäu­se trans­por­tiert wird. Sie schwimmt häu­fig in das Schne­cken­haus und wie­der her­aus, um so für Was­ser­aus­tausch zu sor­gen und sie steht hef­tig mit den Flos­sen fächelnd vor der Gehäuseöffnung.

Etwa sechs Tage nach dem Schlupf ver­las­sen die Jung­fi­sche das Schne­cken­haus. Sie haben dann eine Län­ge von etwa sechs Mil­li­me­tern. Da sie kaum gefärbt und nahe­zu trans­pa­rent sind, sind sie auf dem Sand­bo­den gut getarnt. Wäh­rend die Jung­fi­sche noch auf dem Boden vor dem elter­li­chen Schne­cken­haus Schutz suchen, kommt es nicht sel­ten vor, dass das Zucht­paar erneut ablaicht. So kann es pas­sie­ren, dass sich ver­schie­de­ne Gene­ra­tio­nen von Jung­fi­schen unter­schied­li­cher Grö­ße in einem Zucht­a­qua­ri­um tummeln.

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