Der Tanganjikasee
Die Heimat der Schneckenbuntbarsche ist der Tanganjikasee in Zentralafrika. Das ist der sechstgrößte und nach dem Baikalsee der zweittiefste See der Erde. Er hat bei einer Länge von 673 km und einer Breite von 72 km eine Fläche von 32.893 km². Der einzige afrikanische See, der größer ist, ist der Viktoriasee. Das Süßwasservolumen des Tanganjikasees ist sogar das größte Afrikas. An seiner tiefsten Stelle ist er 1470 m tief. Sein Hauptzufluss ist der Ruzizi, der aus nördlicher Richtung in den See mündet. Der einzige Abfluss des Tanganjika-Sees ist der am Westufer in Kongo liegende Lukuga.
Der See ist also riesengroß, geschätzte 10 Millionen Jahre alt und fast vollständig von anderen afrikanischen Biotopen abgeschnitten. Die idealen Voraussetzungen dafür, dass ein eigenständiger Lebensraum entwickelt. Der See beherbergt eine Unzahl endemischer Arten, darunter etwa 180 Cichlidenarten. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) bezeichnet den Tanganjikasee als artenreichsten Ort der Welt. Aber das vielfältige Leben findet man trotz der großen Tiefe nur in den oberen 200 Metern des Sees. In größeren Wassertiefen ist aufgrund der fehlenden Wasserumwälzung kein Sauerstoff vorhanden, daher existiert dort kein höheres, aerobes Leben. Eine ausführliche Liste der im Tanganjikasee heimischen Arten findet man auf FishBase.
Dieses koreanische Video vermittelt einen Eindruck von der Unterwasserwelt des Sees.
Das Wasser des Tanganjika ist sehr klar und rein. Außer in den Mündungszonen der Flüsse sind kaum Schwebestoffe zu finden. Die Wasserwerte des Sees unterscheiden sich grundlegend von denen, die sonst in der Aquaristik angestrebt werden. Das Wasser ist vergleichsweise hart, vor allem durch die hohe Karbonhärte, und hat einen pH-Wert weit im basischen Bereich. Folgende Wasserwerte sind vorzufinden:
- Gesamthärte: 7 — 12° dH
- Karbonhärte: 15 — 18° dH
- pH-Wert: 7,5 — 9,2
- Leitfähigkeit: 606 — 610 µS
- Wassertemperatur: 24 — 29° C
- Sichtweite: bis zu 22 m
Die Uferzone (Litoral) des Sees ist der Lebensraum der meisten in der Aquaristik bekannten Cichliden-Arten. Dieses teilt sich in Fels‑, Geröll- und Sandlitoral auf. Das Felslitoral besteht aus einer steil abfallenden Uferregion mit mittelgroßen und kleinen Gesteinsbrocken. Das Geröllitoral befindet sich in einer flacher abfallenden Zone. Hier gibt es unzählige kleine Höhlen, die den Fischen als Versteck dienen. Das Sandlitoral ist weniger artenreich, die Fische sind aufgrund der fehlenden Versteckmöglichkeiten dezenter gefärbt und treten meist im Schwarm auf. Das Sandlitoral ist auch der Lebensbereich der Schneckenbuntbarsche, die in leeren Gehäusen der Süßwasserschnecke Neothauma leben.